AHLEN. Im Jahr 2008 war es, als Johannes Krämer neben seiner beruflichen Tätigkeit als Elektriker auf der Zeche Westfalen seine Freude an der Betreuung von Vogelvolieren auch für das Elisabeth-Tombrock-Haus einbrachte. Krämers früherer Chef auf der Zeche, der der Senioreneinrichtung auch schon lange verbunden ist, hatte ihn quasi angeworben, um die Betreuung der Vogelvoliere im Sinnesgarten zu übernehmen. Jetzt verabschiedete sich Johannes Krämer in den „Ruhestand“.
2008 war ein Bestand an Kanarienvögeln, Wellensittichen und Zebrafinken aufgebaut worden, der bis heute im Durchschnitt 50 bis 60 Vögel umfasst. Nistmaterial wurde eingebracht, denn der Bestand sollte natürlich durch die eigene Brut und Aufzucht der Vögel gesichert sein. „Man muss Freude und Liebe für die Tiere empfinden und ihnen ein Umfeld schaffen in dem sie sich wohl fühlen, dann klappt das auch mit dem Nachwuchs“, sagt Johannes Krämer. „Und handwerklich muss man natürlich auch schon mal ran, wenn an der Voliere zum Beispiel das Dach erneuert werden musste. Das haben wir dann aber gemeinsam mit den Hausmeistern gut hinbekommen.“
Vor allem in Corona-Zeiten, so Johannes Krämer, gebe es kaum noch Vogelschauen im Umland, „aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir einige Wachteln in unsere Voliere eingebracht hatten. Für die Kreisverbandsschau hatten wir dann zwei prächtige Harlekin-Wachtelpärchen ausgeliehen, die auch einen Preis gewonnen haben. Da freut man sich natürlich“.
Freude, das war das Stichwort für Einrichtungsleiterin Anne Troester, die zum Abschied Krämers, das Wort ergriff: „Ohne Sie hätte sich das nicht so entwickeln können. Danke für zwölf Jahre Begleitung unserer Vogelwelt. Wenn wir heute bei gutem Wetter in unseren Garten gehen, vergeht kein Tag, an dem sich nicht Bewohner an unserer Vogelvoliere treffen, um einen Plausch zu halten oder sich auch nur in stiller Beobachtung an dem bunten Treiben und Gezwitscher zu erfreuen.“ Wenn Johannes Krämer heute im Alter von 78 Jahren sage, dass es an der Zeit ist, das in andere Hände zu geben, habe das Team volles Verständnis.
„Ganz einfach ist das Loslassen für ihn nun doch nicht“, berichtet der Pressereferent des Hauses, Erhard Richard, dass sich Johannes Krämer kurz vor der Verabschiedung mit den Mitarbeitern des Hausservice getroffen hatte, um letzte Informationen an den Mann zu bringen: Wo sind die Nester gelagert? Wann und wo müssen sie für den Nestausbau eingehängt werden. Wie läuft das mit den Gipseiern?
Anne Troester betonte, dass das Elisabeth-Tombrock-Haus sich freut, wenn sich wieder ein Vogelliebhaber findet, der die Hausmeister und den Gärtner ein- bis zweimal in der Woche bei der Betreuung der Voliere unterstützen könnte: „Zum Wohl der Menschen, die sich uns anvertrauen.“
Ahlener Zeitung, 30. Oktober 2020